Novembersonne - Reiseziele
Nebelmorgen

Rügen im November 2004



Trist und grau scheint der November, die Bäume haben ihr Kleid fast schon abgelegt, sich bereit gemacht für den Winterschlaf. Nicht dem Novembergrau entfliehen, es erleben im Norden will ich. Nur ganz wenige zieht es um diese Jahreszeit in diese Richtung, fast allein fahre ich. Der Nebel - fast Suppe - ich halte und fasse ihn an. Winzige Tröpfchen kann ich berühren, so mitten in einer Wolke steh´n. Nur schemenhaft die Landschaft erkennen, ein gespenstisches, so unwirtlich schönes Bild. Noch immer liegt Raureif auf den Feldern und Wiesen. Da plötzlich, ein leuchtendes Gelb!. Ist das Raps? Welcher Zauberer hat hier den Frühling eingefügt so kurz vor dem Winter? Stresow-Ausbau lese ich, für einen Augenblick nur gespenstisches Licht, violett am Vormittag, und der Nebel ist weg, einfach verschwunden. Ich muß einfach anhalten. Vor mir strahlend blauer Himmel, hinter mir graue Welt. Es ist wie eine Tür durch die ich gehe in eine andere Welt....
Nebel am Ende des Weges
Fahrt ins Licht Rapsfeld im November
Novembersonne in Nebelschwaden Am nächsten Morgen empfangen mich Nebelschwaden, ein kurzes Aufflackern von Licht nehme ich wahr. Das Grau des Morgens steigt höher, die Schwaden verdichten sich, als Wolken ziehen sie über die Bäume hinweg und für einen Augenblick geben sie den Blick frei auf eine Sonne, die heute nicht wärmt. Sie steht zwischen den kahlen, von Efeu umrankten Bäumen. Ich mache mich auf, die Insel zu erkunden, ein kräftiger eisiger Wind bläst, oh es müssen hohe Wellen sein! Weit gefehlt. Am Altreddewitzer Steilufer erreiche ich Steine trockenen Fußes, zu denen ich im Sommer nur schwimmend kam. Der Wind treibt mir Tränen in die Augen, Kapuze und Schal ganz fest geschlossen, die Hände ganz tief in die Taschen vergraben und wandere so ein Stück. Oh du Gewalt der Natur, wohin hast du das Wasser getrieben? An welchem Strand bäumst du das Meer heute zu hohen Wellen auf? Mein Weg führt durch Schluchten und Serpentinen des Harzes gleich. Eine herbstliche Stimmung erfasst mich, steige hinauf in den Wald, sehe von oben auf die Straße hinab, schließe die Augen ... das Plätschern der Bode fehlt.
Treppe am Ufer in Altreddewitz Straßenschlucht Richtung Mönchgut
Wanderer am Binzer Strand
Auch in Binz ist das Wasser verschwunden, hat dem langen Strand Platz gemacht, der nun um vieles breiter ist. Zwischen Ufer und Meer ein Rinnsal, ein Flüsschen, getrennt durch eine Sandbank vom Meer. Die Möwen machen sich breit in dem kleinen See zwischen Ufer und Sandbank, haben ein leichtes Spiel mit ihrer Beute, die Fische gefangen darin. Und Möwe Jonathan gleich üben sich Möwen im Flug, den Aufwind nutzend um sich dann herabzustürzen und kurz vor dem Aufschlagen wieder hinauf. Sie kreischen und schreien, übertönen den Schrei des Windes am Strand. Das Grau des Tages unterbricht ein kurzes und intensives Leuchten, zwischen den Strandvillen schaut die Sonne auf die See. Die Nacht hat leichtes Spiel, schon breitet sich wieder Nebel aus. Gespenstisch das Bild, der fliegende Holländer kommt mir in den Sinn, als ich ein Schiff im Nebel wahrnehme und einen Fischerkahn. Das Auge kann beide gerade noch erkennen, die Kamera sieht nichts mehr
Murmelbach und Novembersonne Novembersonnenstrahlen auf Rügen
Waldsee bei Hagen Am Horizont ein Segelboot
Märchenhafter Waldsee Hagen Mit Kaiserwetter empfängt mich der Samstag bereits am frühen Morgen, genau richtig, dem Königsstuhl einen Besuch abzustatten. Durch eine spätherbstgoldene Landschaft führt mein Weg. Dort, das kleine Bächlein mitten im Wald, wo kommt es her, wo will es hin? Ich folge ihm ein Stück seines Weges. Dann erreiche ich Parkplatz Hagen, will nun zu Fuß wieder durch den Wald. Kleine Seen und Auen, ja auch das ist Rügen und im November so schön. Ein kleiner Waldsee so kurz vor der Küste, hier sind die Geister und Gnome der Märchen und Fantasygeschichten zu Haus. In mir eine Stimmung, nichts kann mir passieren auf meinem Weg. Der Wind wird kräftiger, nein du Herbstgesell du schreckst mich nicht, und schon steh ich oben auf dem steilen Felsen, was für ein Ausblick! Beschwerlicher Weg führt nach unten zum steinigen Ufer les ich an der Tafel und munter steig ich die 467 Stufen hinab. Ich bin kaum angekommen da traue ich meinen Augen nicht, träum ich? Ein einzelner Schuh auf den Steinen am Ufer, Strandgut oder vergessen irgendwann? Von wem? Ob dies der andere Schuh ist den jemand in meinem Traum nicht fand? Vielleicht... Nur ein Schuh...
Algen Strandgut am Ufer - ein Schuh
Steine am Ufer Ich laufe entlang an dem steinigen Ufer, die Luft so klar und der Blick so weit, ein einsamer Segler am Horizont. Das Tosen des Windes und der Brandung dröhnt in den Ohren, dem Kopf, erst als die ersten Tropfen fallen, kehre ich um. Auf dem Parkplatz .."Wahnsinn" entfährt es mir. Über mir Hagel, vor mir ein Sonneunwetterwolkenschauspiel ... und kurz darauf hinter mir der Regenbogen! Ich stehe nur da und schaue, nehme die Bilder auf in mir. Die Kleider sind durchnässt, das nehme ich erst im Auto wahr.
Regenbogen in Rot Wolkenbruch in Rot
Vilmnitzer Friedhof Die Zeit ist vorbei, ich nehme Abschied, ein wolkenloser Himmel begleitet mich. Erst in Gransee schiebt sich wie von Geisterhand geführt eine dicke Wolke mit der Geschwindigkeit des vorbeifahrenden Zuges vor die Sonne, hüllt die Welt wieder in Nebel ein. Bin ich wieder aus der Tür herausgetreten, schließt sich so der Kreis? Einschließen als unvergleichliche Erinnerung an einen Spätherbst, Vorwinter will ich diese Tage auf Rügen und es ist noch so viel da, was ich noch nicht sah...
angi
November 2004
Strelasund Blick vom Rügendamm Ende einer Reise