Nüchtern betrachtet

verläuft unser Leben gar nicht so nüchtern wie wir glauben, auch wenn wir dabei stets nüchtern sind und eine Sache ganz nüchtern angehen.

Da habe ich einen Arzttermin, nichts ungewöhnliches. Der Arzt empfängt mich mit den Worten, 'schön, dass sie nüchtern sind, können wir ja gleich Blut abzapfen'. Zum Abschied überreicht er mir ein Blatt Papier, ich soll es genau durchlesen und befolgen, bevor ich das nächste mal in die Praxis komme. Ungläubig lese ich den ungewöhnlichen Text, 'Kommen sie bitte zu diesem Termin NICHT nüchtern in die Praxis'. Ich kann kaum glauben was ich da lese, ich kann doch nicht ... , es widerstrebt mir ... , was tue ich nur ... ?

Der Termin ist am Vormittag und ich frühstücke ganz gemütlich bevor ich losfahre in die Praxis. Auf halber Strecke werde ich mit meinem Auto gestoppt, auch das noch, eine Verkehrskontrolle. Ich fahre also brav an den Straßenrand, setze den Motor außer Betrieb und sage höflich 'Guten Morgen'. Die Papiere will der Polizist sehen und als hätte ich es geahnt, fragt er auch noch ob ich nüchtern bin. Ehrlich wie ich nun mal bin erkläre ich ihm, nein, nüchtern bin ich heute nicht mehr. Ich will zum Arzt und der gab die Anweisung, dass ich heute nicht nüchtern in seine Praxis kommen soll. Das Gesicht des Polizisten verzieht sich, er sieht mich verdutzt und ungläubig an. Bevor er ein Wort sagen kann rede ich schon weiter, heute war Zeit für ein gemütliches Frühstück mit Irish Cream Cappuccino und einer Schrippe mit Bierwurst. Zum Nachtisch hab ich genüsslich noch zwei Weinbrandbohnen verzehrt.

Aus dem ungläubigen Blick des Polizisten wird ein Lachen und statt der Aufforderung 'pusten Sie bitte mal' kommt die Frage, 'laden Sie mich zum nächsten Frühstück ein?'

angi
26.01.2007 (Juni 2007)